Fördergeld für historische Orgel in Eckenheim

Das Landesdenkmalamt und die Kulturstiftung unterstützen die Nazarethgemeinde bei der Restaurierung des in die Jahre gekommenen Instruments. Rund die Hälfte der Kosten muss die Gemeinde noch sammeln.

Wenn Kirchenmusiker Claudius Köhs an der Orgel der Nazarethkirche sitzt, kann er nicht alles spielen, was ihm in den Sinn kommt. Auch ist eine besondere Konzentration nötig. Denn nicht sämtliche Tasten und Pedalen des Instruments sorgen für die richtigen Töne. Manche lassen sich erst gar nicht bedienen: Die Orgel ist dringend sanierungsbedürftig.

Für die Restaurierung hat die Evangelische Nazarethgemeinde am Dienstag die Zusage über Fördergelder vom hessischen Landesamt für Denkmalschutz und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen erhalten – neben weiteren sieben Kirchengemeinden in Hessen. Im Rahmen eines gemeinsamen Förderprogramms bekommt die Eckenheimer Gemeinde 20 000 Euro. Bei knapp 95 000 Euro liegen die Gesamtkosten. „Orgeln stellen einen besonderen Blickfang in Kirchen da“, sagte Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes, am Dienstag. Die hohe handwerkliche Präzision mache sie zu „hochkomplexen technischen Denkmälern“. Sie seien „ein Denkmal der Musik“.

Seit etwa 20 Jahren gibt es in der Nazarethkirche an der Eckenheimer Landstraße bereits Überlegungen, was mit dem historischen Instrument geschehen soll, sagte Pfarrerin Christine Streck-Spahlinger bei der Übergabe. „Reicht nicht nur ein Klavier oder eine elektrische Orgel?“, habe sich die Gemeinde gefragt. Doch wer vor dem 1863 erbauten Gotteshaus stehe, dem sage die Fantasie, wie es im Inneren aussehen muss, so die Pfarrerin: „Es braucht eine Orgel.“

Und nicht irgendeine. Die Orgel in der Nazarethkirche habe eine bewegte Geschichte und sei „sehr wertig“, sagte Bernhard Buchstab, Orgelsachverständiger und Konservator im Landesamt. Die Ursprünge gingen auf ein 1900 gebautes Werk der Gebrüder Ratzmann aus Gelnhausen zurück. Große Teile der Originalsubstanz seien noch auf der linken Seite des heutigen Instruments zu finden. 1960 sei die Orgel von der Firma Ludwig Eisenbarth aus Passau dann ergänzt und dadurch „sehr in die Breite gezogen“ worden, so Buchstab. Dennoch sei sie klanglich sehr gut und „nicht einfach ersetzbar“. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit sei es daher richtig, sie zu restaurieren.

Restaurierungsprogramm

Seit 2001 fördern das Landesdenkmalamt Hessen und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen im Rahmen eines gemeinsamen Restaurierungsprogramms die Sanierung von Orgeln. Bisher waren es 174 Instrumente.

In diesem Jahr werden weitere acht Projekte mit insgesamt 120 000 Euro bezuschusst. Geld gibt es für die Gemeinde in Eckenheim sowie für die Restaurierung der Kirchenorgeln in Ober-Ohmen (Gemeinde Mücke, Vogelsbergkreis), Birstein-Unterreichenbach (Main-Kinzig-Kreis), Wölfersheim-Melbach (Wetteraukreis), Weinbach-Edelsberg (Kreis Limburg-Weilburg), Mossautal-Güttersbach (Odenwaldkreis), Biebesheim (Landkreis Groß-Gerau) und Bebra.

Stiftung und Denkmalamt übernehmen jeweils zehn Prozent der Projektkosten. Ziel des Programms ist es, die Vielfalt von historischen Orgeln in Hessen zu erhalten und erlebbar zu machen.

Wer die Sanierung unterstützen will, kann an die Nazarethgemeinde an die IBAN DE 58 50 01 00 60 00 39 33 36 07 spenden, Verwendungszweck „Orgelsanierung“. bos

Die geplanten Arbeiten sehen eine Restaurierung im Bestand sowie eine Überarbeitung vor allem der pneumatischen Spieltraktur vor. Auch soll das Pfeifenwerk nachintoniert werden, sagte Thomas Wilhelm, Orgelsachverständiger der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Dadurch werde es möglich, den Klang der Orgel „weiter zu formen“.

Im ersten Quartal des kommenden Jahres sollen die Arbeiten an dem Instrument voraussichtlich beginnen, so der Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Peter Blänkle. „Der Orgelbauer ist bereits beauftragt worden.“ Er rechne damit, dass die Restaurierung etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehme. Inwiefern die Kirche selbst temporär nicht zugänglich sein werde, könne er nicht sagen. Da aber auf der Empore gearbeitet werde, rechne der Kirchenvorstand nicht damit. Notfalls könne jedoch in die benachbarte katholische Gemeinde Herz Jesu ausgewichen werden oder in die Andreasgemeinde an der Kirchhainer Straße.

Noch habe die Gemeinde nicht den gesamten Betrag zusammen, sagt Blänkle. Mit dem Zuschüssen über das Förderprogramm und des Evangelischen Regionalverbands lägen 25 000 Euro vor, zusätzlich habe die Gemeinde auch schon gesammelt. Künftig soll es Orgelpatenschaften, Benefizkonzerte und Spendensammlungen geben.

Quelle: Fördergeld für historische Orgel in Eckenheim (fr.de)

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