FNP – Volle Bahnen, lange Fahrtzeiten für Schüler

Eltern kritisieren U5-Kappung in Frankfurt

Elternbeiräte halten eine Streckenkürzung der U5 für kontraproduktiv – mehr Verkehr wäre die Folge. Der Ortsbeirat bezeichnet die Kappung als „vertretbar“.

Als kontraproduktiv bezeichnen Rafael Benari und Claudia Ehrhardt, Schulelternbeiratsvorsitzende der Lichtigfeldschule und der Musterschule, die Kappung der U-Bahn-Linie 5. Weil die Züge nicht mehr bis zum Hauptbahnhof durchfahren und die Schüler umsteigen müssen, befürchten sie, dass viele von ihnen künftig mit dem Auto zum Unterricht gebracht werden. „Das konterkariert die Bemühungen, die Eltern zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen und die Schülerinnen und Schüler zu mehr Selbständigkeit zu erziehen“, sagen die beiden.

Für Schüler der unteren Jahrgangsstufen sei das Umsteigen aber schon eine große Herausforderung, erklärt Erhardt. Die morgendliche Hektik in der vollen U-Bahn-Station sei eine aufreibende Ausnahmesituation. Außerdem müsse mit mehr Zeit für den Schulweg kalkuliert werden, weil das Umsteigen hinzukomme. „Zumindest während der Hauptverkehrszeiten könnte man die Züge ja durchfahren lassen“, wünscht sich Ehrhardt. Diese wenigen Fahrten müssten eigentlich leistbar sein, sagt sie.

Frankfurt: Mobilitätsdezernat verteidigt Kappung der U5

Im Mobilitätsdezernat wird das anders beurteilt. Die Stadt hatte angesichts der angespannten Personalsituation mit Wirkung zum 27. Januar einen Notfahrplan zur Stabilisierung auf 14 Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Linien angekündigt. Dieser gilt zunächst bis zu den Sommerferien. Eine Rücknahme der U5-Kappung sei ausgeschlossen, weil dann auf anderen Linien weitere Kürzungen nötig seien. Einschränkungen beträfen deshalb vor allem Linien, für die trotz der Reduzierung gut vertretbare alternative Fahrtmöglichkeiten zur Verfügung stünden. „Im Ergebnis werden somit keine Verbindungen eingestellt und jede Haltestelle weiterhin bedient, wenn auch teilweise mit einem ausgedünnten Takt.“

Von der Konstablerwache fährt die U4 weiterhin zum Hauptbahnhof ebenso wie die S-Bahnlinien 1 bis 6, 8 und 9, so dass stets eine Möglichkeit zur Weiterfahrt gegeben sei. Zusätzlich gebe es mit der Straßenbahnlinie 12 eine direkte Verbindung aus dem Nordend zum Hauptbahnhof.

Längere Fahrtzeiten auf der Strecke der U5 in Frankfurt

Das stimmt wohl. Allerdings seien die Bahnen morgens proppenvoll. Die Fahrgäste stehen wie Ölsardinen in der Büchse in den Waggons. Und weil sich beim Ein- und Aussteigen Massen in die Züge drängelten, verzögere sich die Weiterfahrt oft sehr lange. Sein täglicher Arbeitsweg von der Station Glauburgstraße bis zum Hauptbahnhof dauere deshalb derzeit doppelt so lange wie normal, ärgert sich ein Nordend-Bewohner, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen will.

Das ohnehin schon hohe Verkehrsaufkommen im Quartier wird nach den Osterferien morgens und nachmittags wohl nochmals zunehmen, befürchtet Ehrhardt. Dann startet der Unterricht der privaten Alexander-Puschkin-Schule im Gebäude Humboldstraße 14. Die Grundschüler würden sicher mit dem Auto gebracht, weil sie aus ganz Frankfurt kämen und weite Wege nicht alleine bewältigen könnten- zumal viele umsteigen müssten.

Kappung der U5 im Ortsbeirat durchgewunken: Temporär vertretbar

Benari und Ehrhardt verweisen allerdings darauf, dass es neben Lichtigfeld-, Muster- und Puschkinschule noch weitere Bildungseinrichtungen entlang der Eckenheimer Landstraße mit überregionaler Bedeutung gibt. Berta-Jourdan-Schule und Heinrich-Kleyer-Schule besuchen derzeit 4580 Schülerinnen und Schüler. Auch die Rackow-Schulen zähle dazu. Und School of Finance und die Deutsche Nationalbibliothek mit nationalen und internationalen Besuchern als Teil der sogenannten „Campusmeile“ würden ebenfalls von der Direktanbindung an den Hauptbahnhof abgetrennt.

Auf Initiative von Ehrhardt, die auch CDU-Fraktionsvorsitzende im Ortsbeirat 3 (Nordend) ist, hatte das Stadtteilparlament im Dezember eine Resolution mit der Forderung verabschiedet, die U 5-Kappung zurückzunehmen. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) hatte auf Fahrgastzählungen verwiesen. Das Ergebnis: Die meisten Fahrgäste steigen in der Konstablerwache um, weshalb die temporäre Kappung vertretbar sei. (Matthias Bittner)

Quelle: https://www.fnp.de/frankfurt/der-konstabler-kritik-an-kappung-an-92822688.html

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