Die Feuerwehr des Stadtteils existiert seit Urzeiten nicht mehr, doch nun ist ihre Fahne aufgetaucht.
Frankfurt -Dass es in Eckenheim einst eine Freiwillige Feuerwehr gab, daran dürften sich nur noch ältere Frankfurter erinnern. Schließlich löste sich die Gruppierung schon vor etlichen Jahrzehnten auf. Doch jetzt ist ein besonderes Zeugnis ihres Wirkens aufgetaucht: eine prachtvolle Fahne.
Eine Sensation sei das, freut sich Ralf Keine, der Leiter des Museums der Frankfurter Feuerwehr im Industriepark Griesheim, in dem das gute Stück nun zu besichtigen sei: „Ich bin hin und weg davon.“ Auch deshalb, weil von den Eckenheimer Brandschützern ansonsten nicht allzu viel überliefert ist. Nur ein schmaler Ordner im Archiv des Museums gibt Aufschluss über die Aktivitäten der Floriansjünger. Dass sie etwa am 13. Dezember 1902 einen Brand in einer Werkstatt mit einer Saugspritze gelöscht hatten. Oder dass sie im September 1881 beim Großbrand der Brotfabrik in Hausen zusammen mit anderen Wehren gegen die Flammen kämpften. Und dass ihr Gerätehaus im heutigen Karree Hügelstraße / Karl-von-Drais-Straße / Kirschwaldstraße stand.
Einst schmückte sie eine Gastwirtschaft
Dass das Tuch existiert, davon habe er schon gehört, sagt Keine, der auch den Frankfurter Feuerwehrgeschichts- und Museumsverein (FGMV) leitet. Denn vor einigen Jahren befasste er sich als Stadtteilhistoriker mit der Frankfurter Feuerwehr und ihrem Verhältnis zur jüdischen Bevölkerung in der Nazi-Zeit. Damals habe ihm ein Eckenheimer Kollege erzählt, dass die Fahne einst in einem Gasthaus an der Wand hing. „Das wäre ja toll, wenn man wüsste, wo die ist“, dachte sich Keine damals. Über den Verbleib konnte ihm allerdings niemand Auskunft geben. Dass das reich bestickte Stück Stoff nun eine Wand des Museums ziert, ist mehreren Zufällen zu verdanken.
Kürzlich sei nämlich ein Feuerwehrkollege, der nebenher einen Feuerlöscherservice betreibt, in einem Dorf in der Wetterau unterwegs gewesen. Aus beruflichen Gründen, erzählt der Museumsleiter. Plötzlich winkte ihn einer der Kunden beiseite: Er habe da etwas, was den Frankfurter bestimmt interessieren würde. Der staunte nicht schlecht, als er die Fahne erblickte. In den 1980er Jahren habe er das Tuch aus einem Abbruchhaus in Eckenheim gerettet, erzählte der Kunde. Zum Glück, sagt Keine heute: „Wenn er nicht geguckt hätte, wäre die Fahne wohl auf einer Bauschuttdeponie gelandet.“
Fahne stammt aus dem Jahr 1899
So aber gelangte sie nun in den Besitz des Museums, das sie nun samt dem dazugehörigen Fahnenstock mit Stolz präsentiert. Gefertigt wurde sie offenbar in der Frankfurter Fahnenstickerei W. Rupp, die sich in einer Ecke des Tuchs namentlich verewigte – und zwar 1899, zum 25. Jubiläum der Eckenheimer Feuerwehr. Spenderinnen waren „Frauen und Jungfrauen“, heißt es auf der Rückseite der Fahne. Trotz ihres Alters ist sie noch in erstaunlich gutem Zustand. Nur an einigen Stellen ist der Stoff ein wenig zerschlissen.
Vielleicht, überlegt Ralf Keine, werde man sie irgendwann in einem passenden Rahmen hinter Museumsglas präsentieren. Wenn denn endlich klar ist, wo das Museum dauerhaft unterkommen kann. Schließlich läuft der Mietvertrag für seinen jetzigen Standort in der ehemaligen Feuerwache des Griesheimer Industriegebiets nur noch bis Ende des Jahres. Dann soll das Gebäude abgerissen werden.
Dabei hatte der FGMV gehofft, hier nach zwei Umzügen endlich eine dauerhafte Bleibe finden zu können. Denn die alte Feuerwache, in der auch noch die Leitstelle der einstigen Werksfeuerwehr zu bewundern ist, sei für das Museum ideal, sagt Keine. Deshalb habe der Verein auch viel Arbeit in die Umgestaltung der Räume gesteckt, um seine Besitztümer ins rechte Licht zu rücken. Tausende von Exponaten haben die Mitglieder seit 2009 zusammengetragen: von der Sturmglocke bis zum Digitalfunk, von der kupfernen Stockspritze bis zu hochmodernen Strahlrohren, dazu uralte Löscheimer aus Leder, Leinen und Stroh, ebenso einen der ersten Rüstwagen für die Rettung in U-Bahn-Schächten. Sogar der Rettungshubschrauber Christoph 2, der vor Jahren außer Dienst gestellt wurde, steht seit August hier, frisch lackiert und medizinisch voll ausgestattet.
Besucher kommen aus ganz Deutschland
Ganz hat Keine die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Gebäude vielleicht doch erhalten bleibt. Denn der südwestliche Quadrant des Industriegebiets, in dem die ehemalige Feuerwache steht, soll vor allem für Freizeitzwecke entwickelt werden. Da passe ein Feuerwehrmuseum doch hervorragend dazu, meint er und verweist darauf, dass die Einrichtung nicht nur Besucher und Forscher aus Frankfurt, sondern aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland anlocke.
Trotz der ungewissen Zukunft, vor der das Museum steht, machen die FGMV-Mitglieder unermüdlich weiter. Und sie hoffen darauf, dass sich noch andere Bürger finden, die Dokumente oder vielleicht ein ähnlich spektakuläres Zeugnis wie die Eckenheimer Fahne zur Geschichte der Frankfurter Feuerwehr beisteuern können. Interessenten, die die Einrichtung besichtigen möchten, können sich per E-Mail an museum@fgmv.org melden.
https://www.fnp.de/frankfurt/die-wundersame-heimkehr-der-feuerwehr-fahne-92143970.html