FNP – Über 80 Säcke mit Müll gefüllt

Großer Einsatz in der Stadtwildnis bringt allerlei zutage

Es ist kalt. Auch wenn die Sonne auf den Restschnee blinzelt, der auf der sogenannten Stadtwildnis Eckenheimer Grünzug liegt. Und trotzdem machen sich am Samstagmorgen rund 40 Mitglieder der Bürgerinitiative Grünzug und Nachbarn auf den Weg, um das Areal um den Ami-Spielplatz der früheren Gibbs-Siedlung von Müll zu befreien.

Möbelteile und Autobatterien

„Uns geht es hier darum, ein für die Biodiversität wichtiges Stück Stadtwildnis zu erhalten“, sagt Susanne Weyrich-Fischer und staunt über einen ganz besonders seltsamen Fund: Ein schwerer, barock anmutender Fuß, der einmal zu einem stattlichen Wohnzimmertisch gehört haben mag. „Ja, bei uns findet man wirklich seltene Antiquitäten“, schmunzelt auch BI-Mitglied Lioba Müller. Wie bei solchen Aktionen üblich, stellt die FES Handschuhe, Greifzangen und Abfalltüten.

Gut drei Stunden später braucht die Helfergruppe eine Pause: Nicht weniger als 80 Säcke mit Abfall jeglicher Art hat sie schon zusammengetragen: Plastikmüll und Möbelteile, aber auch giftige Lacke und alte Autobatterien.

„Wir haben hier aber auch etlichen Sperrmüll, von Gartenstühlen und großen Möbeln über Planen bis zu Wellblechdächern“, stellt Aktivist Günter Tatara fest: Denn auf dem zu reinigenden Gelände befand sich früher auch eine Kleingartenanlage, die vor rund sieben Jahren für die Zukunft des Grünzugs aufgegeben wurde. „Die großen und sperrigen Teile müssen wir zum Müllplatz an der Gederner Straße 32 tragen, wo sie abgeholt werden“, erklärt die BI-Sprecherin Manuela Latsch.

Die rund sechsstündige Aufräumaktion ist nur ein Mosaikstein für die Zukunft der gesamten Grünfläche, die seit einem knappen Jahr natur- und wildnisnah umgestaltet, aber teilweise auch für den Rad- und Fußverkehr besser erschlossen werden soll. Doch einige Maßnahmen im ersten Bauabschnitt stießen auf Protest, so dass die Arbeiten im vergangenen Herbst vorerst gestoppt wurden.

Es geht nun vor allem um das Gebiet zwischen Feldscheidenstraße, Gederner Straße und Gießener Straße, Ami-Spielplatz und U-Bahn-Station Theobald-Ziegler-Straße. Der dortige Grünzug ist seit Jahren verwildert, viele Wege unbeleuchtet.

Einige Anwohner kritisieren, durch den Um- und Neubau von Fuß- und Radwegen werde unnötige Grünfläche versiegelt. So seien etwa neue Schulwege für Kinder aus der Feuerwehrstraße unnötig, da sie auch die Schotterwege gut benutzen könnten. Daher hatte die Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) im September zugestimmt, gemeinsam mit der Initiative, dem Ortsbeirat und den Fachämtern eine neue Konzeption zu entwickeln.

Lebensraum für Insekten

Von ihrer Wohnung nahe der U-Bahn-Station Theobald-Ziegler-Straße aus hat Manuela Latsch einen guten Ausblick auf die Wildnis, die sich bis zum Turm der Herz-Jesu-Kirche erstreckt. „Es gibt in der Nachbarschaft weitere Formen von Stadtwildnis, etwa die Sinai-Wildnis Richtung Dornbusch. Diese Gebiete sind vor allem als Lebensraum für Insekten und Vögel sehr wichtig“, sagt sie.

„Entscheidend ist, dass diese Gebiete nicht unnötig durch breite betonierte Wege zerschnitten werden“, betont Latsch.

Während im zweiten Bauabschnitt bis voraussichtlich Herbst vorerst keine weiteren Arbeiten anstehen, arbeitet die BI an einem nachhaltigen Konzept zur weiteren Entwicklung des Grünzugs, das sie an einem Runden Tisch mit dem Ortsbeirat, den zuständigen Ämtern, der Kinderbeauftragten, den Eckenheimer Vereinen und weiteren Beteiligten abstimmen will.

Weitere Treffen der BI sind Mitte bis Ende Februar vorgesehen. Gernot Gottwals

https://www.fnp.de/frankfurt/ueber-80-saecke-mit-muell-gefuellt-92042731.html

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