FNP – Ärztemangel

In den Frankfurter Stadtteilen gibt es zu wenig Mediziner, zudem ist jeder dritte Arzt in Frankfurt über 60 Jahre alt. Der Preungesheimer Hausarzt Jürgen Burdenski sieht für die Zukunft schwarz.

Frankfurt -Jürgen Burdenski sollte erklären, wie der sich Ärztemangel in den nordöstlichen Stadtteilen beheben ließe. Dafür hatte ihn der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) eingeladen. Doch stattdessen brachte der Hausarzt aus Preungesheim Hiobsbotschaften mit. Fazit seines Vortrages: „Wir laufen auf eine Katastrophe zu.“

Auf 14 151 Einwohner kommen in Eckenheim beispielsweise vier Hausärzte – so lange der 73 Jahre alte Ingo Gabriel noch seine Praxis betreibt. In Berkersheim gibt es gar keinen Arzt. Wenn der Ortsbeirat das kritisierte, verwies die Stadt auf die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KV). Sie lege fest, wie viele Ärzte sich in einem Gebiet ansiedeln. Also sollte jetzt Burdenski Lösungen aufzeigen.

Stadtteile in Frankfurt deutlich unterversorgt

Denn Jürgen Burdenski ist nicht nur seit 26 Jahren Hausarzt in Preungesheim. Er ist auch Vorsitzender des KV-Bezirks Frankfurt und Mitglied des Hauptausschusses der KV. Burdenski machte keinen Hehl daraus, dass die Stadtteile des Ortsbezirks 10 unterversorgt sind. Normalerweise solle auf 1607 Einwohner ein Hausarzt kommen. Doch der Versorgungsgrad liege in Bonames bei 54 Prozent, in Eckenheim sind es knapp 60 Prozent, am Frankfurter Berg 45 Prozent in Preungesheim 76 Prozent.

„Die Stadtteile sind unterversorgt, es interessiert nur keinen“, sagte Burdenski. Schließlich sei der Bezirk Frankfurt überversorgt, weil die Innenstadt einen Versorgungsgrad von über 500 Prozent habe. „Und bei den Fachärzten herrscht in den Stadtteilen völlige Diaspora.“

Das System, das diese Zustände hervorbringt, habe sich nicht die KV ausgedacht. „Das ist politisch so gewollt.“ Die Richtlinien für die Bedarfsplanung seien Anfang der 90er Jahre eingeführt worden. Vorher habe sich jeder qualifizierte Arzt niederlassen können, wo er wollte. „Die Politik glaubte, je mehr Ärzte da sind, desto mehr Kosten würden entstehen.“ Also sei die Zahl der Ärzte begrenzt worden. 95 Prozent der Bürger sollten innerhalb von 20 Autominuten einen Hausarzt erreichen können, so die Vorgabe.

Kassensitze am Frankfurter Stadtrand sind Mangelware

Dass Ärzte in den Stadtteilen keinen neuen Kassensitz erhalten, weil so viele in der Innenstadt niedergelassen sind, werde in Zukunft aber das kleinere Problem sein. Bald sei es egal, ob ein Hausarztsitz in Eckenheim oder Berkersheim vorgesehen wird oder nicht. Man werde keinen Arzt dafür finden, so Burdenski. In Deutschland fehlten mindestens 5000 Medizinstudienplätze. Mit dieser Schätzung ist er nicht allein. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forderte im Dezember 5000 neue Medizinstudienplätze von den Ländern. 2019 kam eine Untersuchung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland zu dem Ergebnis, dass jedes Jahr zwischen 3000 und 6000 Studienplätze im Fach Humanmedizin fehlten, „wenn die heutige Versorgungsleistung bis zum Jahr 2035 aufrechterhalten werden soll“. Je nachdem, wie hoch die Abbrecherquote ist, und die Bereitschaft der jungen Mediziner Vollzeit zu arbeiten.

„Die aktuelle Generation geht nach und nach in den Ruhestand“, sagt Burdenski. In Frankfurt ist jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt. Verschärft werde der bevorstehende Mangel durch die alternde Bevölkerung.

Ärztemangel in Frankfurt: Junge wollen nicht Hausarzt werden

„Alte Leute sind öfter krank.“ Außerdem: „Junge Kollegen wollen keine Hausärzte werden.“ Ein Hausarzt arbeite im Schnitt 60 Stunden in der Woche, hinzukämen Pflichtdienste im Ärztlichen Bereitschaftsdienst. Junge Hausärzte arbeiteten allenfalls in Teilzeit. „Das bedeutet, dass man für einen Kassensitz bald zwei Ärzte braucht.

https://www.fnp.de/frankfurt/frankfurter-hausarzt-prognostiziert-katastrophe-92366205.html

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